Kategorie: Allgemein

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Auswirkungen der drei Phasen auf die Interaktionsstrukturen

(Auszug aus der Konzeption „Einrichtungen für psychisch Genesende“, 2004)

In allen drei Phasen ist die Fähigkeit der Klient:innen vermindert, an sozialen Interaktionen teilzunehmen. Seine Schwierigkeiten, sich zu orientieren, verstärken sich in sozialen Situationen. Das hängt vor allem mit der zentralen Bedeutung von Gefühlen bei der Gestaltung von Interaktionen ab: Der Kontakt zu anderen Menschen erfordert in der Regel, die Gefühle anderer zutreffend wahrnehmen zu können. Die genaue Identifizierung von Gefühlen ist jedoch noch schwieriger als die Wahrnehmung von Gegenständen. So sind für den psychotisch Erkrankten Interaktionen besonders verwirrend; und er neigt dazu, sich zu entlasten, indem er Kontakte zu anderen einschränkt.

Kommen dann noch wiederholte Erfahrungen einer psychotischen Krise hinzu, wählt der Erkrankte verstärkt den Rückzug und Vermeidung sozialer Kontakte und Konflikte als Mittel der Reizreduzierung.

Umgekehrt wirkt psychotisches Verhalten auf Interaktionspartner oft distanzierend.

  • Psychotisch produktive Symptome wie z. B. Stimmenhören lösen oft Angst bei Außenstehenden aus. Da Angst aber selten gezeigt werden kann, prägen Abwehr und Abwertung das sichtbare Verhalten.
  • Auch die Spannungszustände von Klient:innen, die manchmal zu fremd- oder selbstaggressiven Durchbrüchen führen, bewirken Ablehnung. Zwischen Ärger und Hilflosigkeit sind dann die Reaktionen anzusiedeln.
  • Die Tendenzen des Psychosekranken, sich zurückzuziehen, rufen in Außenstehenden oft Gefühle der Resignation hervor. Führt die Rückzugstendenz zur Verwahrlosung, könne die Reaktionen der Umgebung bis zu Ekel und Abscheu reichen.

Andererseits bewirken Rückzug und Vermeidung der Klient:innen bei Außenstehenden auch manchmal das Gegenteil – sie fordern Hilfe und Engagement im Übermaß heraus. Die Klient:innen drohen dann u. U. durch zu viel Unterstützung entmündigt und letztlich abgewertet zu werden.

Die psychotische Problemlösung kann also polarisieren zwischen zu viel Distanz und zu viel Unterstützung.

Auch professionell Betreuende sind von diesen Auswirkungen betroffen. Dem tragen wir Rechnung in der Reflexion und Bestimmung unserer Berufsrolle.

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3. Phase – Langzeitentwicklung der psychotischen Krise

Die weitere Entwicklung ist individuell sehr unterschiedlich: Bei 10% – 20% bleibt es bei einer einmaligen psychotischen Krise, die keine weiteren Folgen hat. Bei der Mehrzahl der Erkrankten wiederholen sich zwar die akuten Krisen, aber bei einem Viertel der Erkrankten heilt die Psychose nach einiger Zeit aus.

Bei anderen bleiben die extremen Erfahrungen von Kontrollverlust und massiver Angst weiter persönlichkeitsbestimmend: Der Rückzug von sozialen Kontakten, die Vermeidung von allem, was seelische Belastung ausmachen könnte, kennzeichnen das Verhalten. Mut- und Hoffnungslosigkeit scheinen den Antrieb zu bestimmen. Zu einem Teil scheint diese selbstgewählte Isolation dem Ziel zu dienen, einer neuen psychotischen Krise vorzubeugen. Zu einem anderen Teil schien es das Ergebnis erlernter Hilflosigkeit zu sein.

Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass mit dem Alleinsein ein hohes Risiko verbunden ist, erneut akut zu erkranken. Damit besteht die Gefahr eines Teufelskreises: Was als Schutz vor Überforderung dienen soll, löst u. U. die nächste Erkrankung aus. In welchem Ausmaß sich diese sogenannten Residualzustände zeigen, hängt wahrscheinlich vor allem von psychosozialen Bedingungsfaktoren ab. Es gibt Hinweise darauf, dass angemessene positive Zukunftserwartungen von Bezugspersonen einen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung haben. D. h. schizophren Erkrankte brauchen in besonderem Maße Menschen, die ihnen zutrauen, sich weiterzuentwickeln und neue Erfahrungen zu machen.

Unterstützen Bezugspersonen die Erkrankten in der Tendenz, sich zurückzuziehen, bestätigen sie damit ein resignatives Selbstbild. Überfordern sie sie durch unrealistische Aufgaben, tragen sie bei zu Erfahrungen von Unvermögen und Kontrollverlust.

Ein optimales Anforderungsniveau dagegen vermeidet sowohl Überforderung als auch Unterforderung.

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2. Phase – Ausbruch der Psychose

Treten plötzliche oder länger dauernde Belastungen auf, die als Stress empfunden werden, kann es zum Ausbruch der akuten Psychose kommen. Diese Belastungen sind für die Klient:innen verbunden mit einer Fülle von zusätzlichen Informationen, die nicht in das bestehende System zu integrieren sind.

In einer solchen Situation geht die Fähigkeit zur geordneten Organisation der Wahrnehmung durch eine Überforderung so weit verloren, dass ein genereller Zusammenbruch der Orientierung droht. Es ist leicht vorstellbar, dass dieses Erleben zu massiver Angst bis hin zur Panik führt.

Um die Orientierung wiederherzustellen, wird dann oft versucht, quasi eine neue Ordnung der Wahrnehmung einzuführen. Neue Zusammenhänge zwischen Beobachtungen und Ereignissen werden konstruiert, neue Erklärungen für sonst Unerklärliches werden geschaffen.

Dem Außenstehenden erscheinen diese Neukonstruktionen als wahnhaftes Erleben, Stimmenhören und optische Halluzinationen.

Den Betroffenen versetzt es jedoch wieder in die Lage, sich in seiner Welt strukturierend zu orientieren. Das unerträgliche Chaos verwandelt er in eine neue Ordnung. Er wird wieder zum „Herrn seiner selbst“: er hat die Kontrolle wiedererlangt.

Umgehend reduziert sich die Angst. Und die Reduzierung der Angst vermittelt dem Betroffenen den Eindruck, das Problem gelöst zu haben.

Die Problemlösung erscheint jedoch nur innerhalb des eigenen Bezugsrahmens als sinnvoll; in der Begegnung mit anderen schafft diese Problemlösung Unverständnis. Das Unverständnis verführt leicht dazu, den Betroffenen nicht ernst zu nehmen und sein Handeln für sinnlos und „verrückt“ zu halten. Wen man für verrückt hält, spricht man dann auch leicht die Verantwortlichkeit ab.

Um die massive Angst weiterhin zu vermeiden, wird die Neukonstruktion der Realität entschieden verteidigt. Die einmal gewonnene Problemlösung wird damit resistent gegen alternative Lösungen.

Auslöser der akuten Psychose sind oft zwischenmenschliche Konflikte und Situationen, die mit starken Emotionen verbunden sind. Dazu gehören z.B. Prüfungen, Umzug, Heirat, Geburt Verlust des Arbeitsplatzes oder Tod. Der in Untersuchungen jedoch am häufigsten genannte Stressor ist das Alleinsein.

schizophrene Verletzlichkeit |Haus Mohmühle | Ergotherapie | Heilerziehungspflege | Psychiatrisches Wohnheim | Heiminterne Tagesstruktur | Wiedereingliederung

1. Phase – präpsychotische Entwicklung

Eine besondere schizophrene Verletzlichkeit, die schon vor der akuten Erkrankung besteht – davon geht das Modell nach Ciompi aus. Sie entwickelt sich durch ein Wechselspiel biologischer und psychosozialer Einflüsse und Bedingungen.

Die besondere schizophrene Verletzlichkeit zeigt sich in einer Störung der Informationsverarbeitung:

Es stellt eine zentrale Fähigkeit unseres Gehirns dar, auszuwählen, welche Wahrnehmungsreize aufgenommen und verarbeitet werden. Es existieren Reizfilter, die bestimmte Reize hervorheben und andere Reize ausblenden. Wir verfügen über eine selektive (auswählende) Aufmerksamkeit. Diese grundlegende Fähigkeit der Informationsverarbeitung ist bei schizophren verletzlichen Menschen gestört.

  • Viele Reize werden gleichzeitig und intensiv wahrgenommen.
  • Es kann nicht unterschieden werden zwischen wichtig und unwichtig, zwischen Hintergrund und Figur.
  • Der Organismus ist einem Bombardement nicht einzuordnender Reize ausgesetzt.
  • Dadurch entsteht Reizüberflutung.
  • Die Konzentration lässt schnell nach.
  • Weil die Wahrnehmung nicht aktiv zugeordnet werden kann, ist die Orientierung erschwert.
  • Die Umgebung wird als ungeordnet und bedrohlich erlebt.

Die Störung der Informationsverarbeitung wirkt sich aus als sogenannte Basisstörung bereits vor Ausbruch der eigentlichen Erkrankung.

Basisstörungen zeigen sich in verändertem Denken, Wahrnehmen und Sprechen, in Störungen der Gefühle und in veränderten Bewegungsabläufen:

  • Störungen des Denkens: Durcheinanderlaufen, Abreißen, Sprunghaftigkeit von Gedanken.
  • Störungen der Wahrnehmung: Unfähigkeit, Reize aus verschiedenen Sinnesbereichen zu integrieren, Intensitätsveränderungen, ungewöhnliche bizarre Körperempfindungen.
  • Störungen des Sprechens: Verstümmelung von Worten, unvollständige Sätze, Wortfindungsprobleme.
  • Störungen der Gefühle: mangelnde Unterscheidbarkeit von Gefühlen, Gefühlsschwankungen, Widersprüchlichkeit der Gefühle.
  • Störungen der Bewegungsabläufe: Blockierungen, nicht beabsichtigte Bewegungen, mangelnde Koordination.

Die Folge sind innere Verwirrung und Desorientierung. Die zentrale Erfahrung ist die der Unsicherheit und des Kontrollverlustes. Der schizophren Verletzliche erlebt sich nicht mehr „Herr seiner selbst.“ Verbunden ist dieses Erleben mit Angst.

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Konzeption – Gestaltungsleitendes Konzeptionsprinzip

Die Entwicklung unserer Konzeption:

Am Anfang steht ein Grundverständnis davon, was Psychose in ihrem Kern als innerpsychischen Problemlöseversuch ausmacht.

Es wird eine theoretische Modellvorstellung über Wahrnehmung, Gefühle, Gedanken und Verhalten unserer Klient:innen entwickelt.

Die Auswirkungen auf gemeinsame Interaktionen und die Struktur gemeinsamen Lebens werden beschrieben.

Auf dieser Basis der Analyse und Diagnose können die Hauptmerkmale hilfreichen therapeutischen Handelns und hilfreicher therapeutischer Strukturen beschrieben werden: Die Strukturen und Interaktionsformen der Einrichtung können so abgestimmt werden auf die besonderen Bedürfnisse unserer Klient:innen: Schwächen und Defiziten kann Rechnung getragen werden durch Kompensationsmöglichkeiten; Stärken können Entfaltungsraum und Darstellungsmöglichkeiten finden.

Eine Konzeption der Einrichtung „um die Psychose herum“.

Mitarbeitende verstehen und definieren wir als einen Teil des Systems: wir reflektieren unsere Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle als von unseren Klient:innen bestimmt und als zugleich von ihnen unabhängig.

Wir beziehen uns in unserem Grundverständnis von Psychosen auf das Drei-Phasen-Modell von CIOMPI (nach Ciompi 1988): das Modell stellt eine Meta-Theorie dar (eine Theorie, die verschiedene Theorien integriert); das hat den Vorteil, dass experimental-psychologische Befunde ebenso integriert werden können wie die Erkenntnisse zum subjektiven Erleben der Störung.

Die Grundzüge des Modells werden hier kurz dargestellt:

Die einzelnen Phasen werden in den nächsten Blogbeiträgen näher erläutert.

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Klient:innen

Wir betreuen erwachsene Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung. Unsere Klient:innen sind sowohl Männer als auch Frauen ab 18 Jahren.

Unsere Klient:innen leiden überwiegend an einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis. Sie sind uns auch willkommen, wenn sie zusätzlich zur Psychose ein Suchtproblem haben.

Wir betreuen auch Klient:innen mit einer geistigen Behinderung, die durch Verhaltensstörungen oder eine zusätzliche Psychose gehandikapt sind.

Einige Menschen machen einen Hilfebedarf deutlich, der nicht von den üblichen Krankheitsbildern her zu verstehen ist. Bei solchen Klient:innen prüfen wir sehr individuell, welche Angebote wir ihnen machen können.

Wir nehmen vorrangig Personen aus dem Einzugsbereich der Region Hannover, um Kontakte zu Familien und dem bisherigen Lebensumfeld zu erleichtern.

Wer zu uns kommt, braucht vorübergehend Hilfe oder auch für längere Zeit. Wie lange jemand bei uns ist, wird individuell verabredet.

Wer medizinische und/oder berufliche Rehabilitation braucht, wird an andere Einrichtungen verwiesen. Personen, die in erster Linie an einer Suchterkrankung leiden, können von uns nicht angemessen betreut werden.

Unserem Verständnis nach gibt es grundlegende Übereinstimmungen zwischen psychisch beeinträchtigten Menschen und sogenannten „Gesunden“:
Jeder Mensch entwickelt auf dem Hintergrund seiner Geschichte, seiner Erfahrungen und seiner psychischen und genetischen Disposition sinnvolle Erlebens- und Verhaltensweisen.

Nicht immer ist das Sinnvolle der Erlebens- und Verhaltensweisen bei psychisch beeinträchtigten Menschen sofort zu erkennen und zu verstehen.
Hintergrundwissen und Einfühlungsvermögen können das Verstehen erleichtern. Beides wollen wir unseren Klient:innen anbieten.

Das Verständnis von außen hilft unseren zu Betreuenden, sich selbst zu verstehen und zu akzeptieren – und wer sich akzeptiert, kann sich verändern und weiterentwickeln.
Uns hilft das Verständnis, unsere Klient:innen wertzuschätzen und in einem guten Kontakt zu bleiben.

Wir verstehen unsere Arbeit als Arbeit in einem System:
Wir beeinflussen unsere Klient:innen, aber auch unsere Klient:innen beeinflussen uns. Alle Teile oder alle Mitglieder in einem System sind in fortwährender Veränderung und Bewegung. Wie unsere Klient:innen so stehen auch wir vor der Herausforderung zu Veränderung und Entwicklung.

Unsere Verantwortung in dem System ist es, positive Veränderung zu fördern: Veränderung zu Autonomie und Selbstbestimmung.

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Haus Mohmühle

Die Einrichtungen Haus Mohmühle für psychisch Genesende unterstützen psychisch genesende Menschen auf dem Weg zu einer selbstständigen und selbstbestimmten Lebensweise. Das Angebot umfasst dabei sowohl stationäre als auch ambulante Betreuungs‐ und Therapieleistungen. Unser Angebot entwickeln wir unter privater Trägerschaft und psychologischer Leitung seit 1996 stetig weiter.

Die Einrichtungen Haus Mohmühle und Haus Schwanenwik und die Trainingswohngruppen Ginsterweg, Schlehenweg und Kirchweg bieten psychisch genesenden Menschen einen sicheren Rückzugsort und Entwicklungsmöglichkeiten.

Neben den Wohnangeboten zeichnet sich der stationäre Bereich durch vielfältige Beschäftigungs‐ und Therapieangebote aus, die den Klient*innen helfen, ihre Selbstständigkeit zu fördern oder wiederzuerlangen.

Das Angebot von Mohmühle Ambulant setzt an diesem Punkt an und unterstützt Klient*innen in Ihrer eigenen Wohnung. Stundenweise Betreuungsangebote helfen den Klient*innen, Ihren Haushalt und den Arbeitsalltag, aber auch soziale Kontakte und Freizeitaktivitäten zu organisieren.

Durch diese Angebotsvielfalt und die Begleitung durch unser professionelles Team, können wir Ihnen genau die Unterstützung anbieten, die Sie benötigen.

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