Katja Andrees

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Ohne Küche geht es nicht!

Wie sieht ein typischer Tag in der Küche unserer psychiatrischen Einrichtungen aus?

Um die Psyche zu stabilisieren, müssen die Grundbedürfnisse erfüllt und befriedigt sein. Essentiell dabei ist die Nahrungsaufnahme. Frühstück, Mittagessen, Zwischenmahlzeit, Abendbrot und am Sonntag Kaffee und Kuchen – das alles muss zuverlässig „geliefert“ werden.

Kurzprotokoll eines Tages:

7.00 Uhr: Dienstbeginn Küchenchef:in

7.30 Uhr: Dienstbeginn Küchenmitarbeiter:in und mitarbeitende Bewohner:innen

bis 8.00 Uhr: Vorbereitung des Frühstücks und Packen der Frühstücksbox für eine WG

8.00 Uhr: Ausgabe des Frühstücks und Abwasch, parallel dazu Kochen des Mittagessens und Vorbereitung der Platten für das Abendessen, Packen der Mittagsboxen für die Wgs

12.00 Uhr: Ausgabe des Mittagessens

bis 14 Uhr: Abwasch und Reinigung der Küche

17.00 Uhr: Dienstbeginn des Abendküchenmitarbeiters und der mitarbeitenden Bewohner

17.45 Uhr: Ausgabe des Abendessens, parallel dazu Abwasch

Wer erledigt was?

Der Aufgabenbereich des Küchenchefs:

  • das Kochen von ca. 140 Portionen Mittagessen pro Tag
  • Planung und Ausführung des Menüplans
  • Organisation und Bestellung der Lebensmittel
  • Verwaltung des Küchenbudgets
  • Gespräche und Verhandlung mit Lieferanten
  • Kontrolle und Organisation der Abläufe in der Küche
  • Planung und Erstellung der Mitarbeiterdienstpläne
  • Betreuung und Einbindung der Bewohner:innen in die Küchenarbeit
  • Verantwortung für die Einhaltung der Hygienebestimmungen

Der Küchenmitarbeiter unterstützt und vertritt den Küchenchef.

Beide leiten die Bewohner:innen an und binden sie in die Küchenarbeit ein. Wichtig dabei ist, das richtige Maß an Forderung und Förderung, ohne Über- bzw. Unterforderung. Küchenmitarbeiter:in und -chef:in müssen die Bewohner:innen stets im Blick haben, um frühzeitig zu erkennen, ob therapeutische Unterstützung notwendig ist. Ihre Beobachtungen halten sie in der einrichtungsinternen Dokumentation fest und teilen sie in der wöchentlichen Teamsitzung mit.

Die Bewohner:innen lernen den Umgang mit den Küchenmaschinen, Lebensmitteln, Hygienekonzepten und das Zubereiten aller Mahlzeiten kennen.

Wichtig ist, dass sie sich mit therapeutischer Unterstützung gut selbst reflektieren und ihre persönlichen Grenzen kennen und kennenlernen.

Sollte es doch einmal dazu kommen, dass Grenzen überschritten werden und es einem Bewohner schlecht gehen, wird ein therapeutischer Mitarbeiter zur Unterstützung gerufen, so dass der Küchenbetrieb weiterlaufen kann und die Mahlzeiten für ca. 140 Personen (mittags) rechtzeitig auf dem Tisch stehen.

Denn, wie anfangs gesagt, eine stabile Basis (Mahlzeit) ist grundlegend für eine sich stabilisierende Psyche.

Ohne Küche geht es nicht!

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Öffentlichkeit

Es gibt eine lange Tradition, psychisch Genesende (psychisch Kranke) wegzuschließen und zu isolieren. Vordergründig scheint für psychisch Genesende und ihre Umgebung durch den Ausschluss aus der Öffentlichkeit vieles einfacher. Letztlich stellt es sich jedoch für beide Seiten als ein Nachteil heraus: Bei den Klient:innen führen Isolation und Kontaktabbruch zu einer Verschlimmerung der Erkrankung. Die soziale Gemeinschaft andererseits nimmt sich die Möglichkeit, von der andersartigen Weltsicht der psychisch Genesenden zu lernen.

Eine Einrichtung wie die unsere stellt einen bewussten Kontakt zur Öffentlichkeit her, um der Isolation entgegenzuwirken. Wir geben damit uns und anderen die Möglichkeit zu anderen Meinungen, neuen Ideen, Kritik und Herausforderungen. Öffentlichkeit kann Klient:innen Anregungen geben für neue Entwicklungen.

Betreuende Mitarbeiter:innen werden durch Öffentlichkeit davor geschützt, ihre Einflussmöglichkeiten auf Klient:innen in unguter Weise auszunutzen: Öffentlichkeit schützt vor Machtmissbrauch.

  • Wir unterstützen deshalb die Kontakte unserer Klient:innen zu Verwandten und Freunden. Wir betrachten die Zusammenarbeit mit Betreuern als Möglichkeit zu kritischer Korrektur.
  • Die Vernetzung innerhalb der Kommune wird durch Ausstellungen, Basare, Öffentlichkeitstage u. ä. gefördert.
  • Ausbildungsinstitute aus dem ergotherapeutischen Bereich nutzen die Möglichkeit, Praktikant:innen in unsere Einrichtung zu schicken.
  • Seit 2021 sind wir Ausbildungsbetrieb im Bereich Fachpraktiker:in Küche.

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Mitarbeiter | Haus Mohmühle | Ergotherapie | Heilerziehungspflege | Psychiatrisches Wohnheim | Heiminterne Tagesstruktur | Wiedereingliederung | Stationäre Angebote

Die Bedeutung der Mitarbeiter

Aus der systemischen Betrachtung der Arbeit mit unseren Klient:innen wird deutlich, dass die Arbeit die ganze Person und Persönlichkeit der Mitarbeiter fordert.

Die tägliche Konfrontation mit z. T. extremen negativen Gefühlen macht es dringend erforderlich, auf die eigenen Grenzen der Belastbarkeit zu achten und gut für die eigenen Bedürfnisse zu sorgen.

Ein Teil der Verantwortung liegt dabei bei jedem Einzelnen. Einen anderen Teil trägt die Leitung der Einrichtungen durch besondere Angebote für die Mitarbeiter:

  • Regelmäßige interne Fallsupervision
  • Regelmäßige externe Teamsupervision
  • Regelmäßige Teamtage zur Reflexion und Bearbeitung anstehender Entwicklungen
  • Förderung der Teilnahme an externen Fortbildungen

Qualifikation des Betreuungsteams (2022)

  • Psychologische Psychotherapeutin
  • Sozialwissenschaftler:in
  • Diplompädagog:in
  • Altenpfleger:in
  • Heilerziehungspfleger:in
  • Ergotherapeut:in, teilweise mit Studium
  • Pädagog:in
  • Kunsttherapeut:in
  • Sozialpädagog:in
  • Erzieher:in
  • Schwesternhelfer:in
  • Sozialpfleger:in
  • Tischler:in
  • Bankkauffrau und -mann
  • Fleischer:in
  • Tierarzthelfer:in
  • Verwaltungsfachangestellte:r
  • Bürokauffrau und -mann
  • Zahntechniker:in
  • Student:in
  • Kommunikationskauffrau und -mann
  • Finanzbuchhalter:in
  • Dozent:in
  • Gesundheits- und Krankenpfleger:in
  • Industriekauffrau und -mann
  • Gas-Wasser-Installateur:in
  • Elektriker:in
  • Bäcker:in
  • Konditor:in
  • Fachwirt:in im Gastgewerbe
  • Friseur:in
  • Arzthelfer:in
  • Industriekauffrau, -mann
  • Kabeljungwerker:in
  • Psychologische:r Berater:in

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Konsequenzen für die Gestaltung der Einrichtungen, Teil 3 Minderung der Residualsymptome

(Auszug aus der Konzeption „Einrichtungen für psychisch Genesende“, 2004)

Minderung der Residualsymptome

In ihrem Kern dienen Residualsymptome dem Schutz vor Reizüberflutung. Sie werden jedoch selber zum Problem, wenn Rückzug, Vermeidung und Resignation das Verhalten überwiegend bestimmen. Dann gibt der Erkrankte immer mehr Kontrolle und Verantwortung auf, die oft von helfenden Systemen übernommen werden. Das hat zur Folge, dass der Handlungsspielraum des Erkrankten sich mehr und mehr einschränkt.

Wir erkennen das Bedürfnis unserer Klient:innen an, sich zurückzuziehen und Anstrengungen zu vermeiden; gleichzeitig machen wir ihnen Mut, wieder aktiv zu werden und Verantwortung und Kontrolle zu übernehmen.

Die Kunst unserer Hilfe besteht darin für jeden Einzelnen das Maß an Verantwortung zu bestimmen, das ermutigt ohne zu überfordern. Wir begegnen der Lähmung der Residualsymptome mit aktivierenden Strategien und aktivierenden Beziehungen.

Aktivierende Strategien

  • Wir erarbeiten mit jede:r Klient:in realisierbare Ziele in kleinen Schritten
  • Wir fordern von unseren Klient:innen die Übernahme von Verantwortung.
  • Wir sorgen dafür, dass sie die Konsequenzen ihres Handelns oder Nichthandelns erfahren.
  • Wir schränken unsere Serviceangebote auf das Nötigste ein.
  • Wir fördern die Mitgestaltung von Klient:innen z. B. durch die regelmäßige Arbeit mit der Bewohnervertretung und durch regelmäßige Bewohnerversammlungen.
  • Durch einen kontinuierlichen Veränderungsprozess unserer Einrichtungen und immer neue Projekte sind alle herausgefordert, sich mit Neuem auseinanderzusetzen und sich zu verändern.

Aktivierende Beziehungen

Wir verstehen uns als gleichberechtigte Interaktionspartner unserer Klient:innen: d. h. wir nehmen unserer Gefühle und spontanen Bedürfnisse im Kontakt mit unseren Klient:innen wahr ebenso wie die Gefühle und spontanen Bedürfnisse unserer Klient:innen. Beiden Seiten messen wir die gleiche Bedeutung zu. Wir wissen, dass langfristige und gute Beziehungen von gegenseitigem Geben und Nehmen geprägt sind. In diesem Sinne geben wir unsere professionelle Kompetenz und unsere Einfühlungsfähigkeit und fordern von unseren Klient:innen ihren Beitrag zu einer gleichberechtigten Beziehung. Wir machen uns für unsere Klient:innen transparent: wir zeigen uns in unseren Fähigkeiten und unseren Bedürfnissen. Wir zeigen, dass wir angewiesen sind auf ihren Beitrag zu einer gelungenen Beziehung. Wir gestehen uns und unseren Klient:innen Fehler zu. Wenn es nötig ist, praktizieren wir Wiedergutmachung, als Täter-Opfer-Ausgleich, um Beziehungsabbrüche zu vermeiden. In all dem geben wir unseren Klient:innen ein Modell.

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Das Pferd als Freund und Therapeut

„Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“, sagt der Volksmund. Und er hat Recht – aber auf einer viel tieferen Ebene, als es üblicherweise gemeint wird: Denn ein Pferd ist nicht nur ein guter Freund, mit dem man Spaß haben kann. Als „Therapeut“ unterstützt es zudem geistig, körperlich und seelisch erkrankte Menschen dabei, sich zu entwickeln und das eigene Leben auf spielerische Weise Stück für Stück zu verbessern.

Die Wurzeln der Reittherapie gehen bis auf die 1950er-Jahre zurück. Sie hat sich aus der Hippotherapie sowie dem heilpädagogischen Reiten und Voltigieren heraus entwickelt und von hier aus immer weiter differenziert. Heute gilt die Reittherapie als wertvolle Vernetzung zwischen Psychologie, Pädagogik, Medizin und Pferdesport. Und mit ihren Erfolgen wächst auch die Anerkennung in der Gesellschaft.

Menschen werden befähigt, „die Zügel selbst in die Hand zu nehmen“

Juri

Ronja
(Befindet sich zurzeit im Mutterschutz Urlaub.
Im Herbst kommt sie wieder zu uns zurück!)

Unser Nachwuchs

Unsere Bewohner wurden interviewt, warum sie an der Reittherapie teilnehmen…

„… weil es ein schönes Gefühl ist sich um Pferde zu kümmern…“
„… ich möchte lernen mit meiner Angst umzugehen…“
„… wenn ich Körperkontakt mit Pferden habe, dann beruhigt es mich und ich fühle mich wohl…“
„… ich möchte körperlich fitter werden…“
„… unsere Pferde sind zum lieb haben…“
„…ich kann Ängste überwinden…“
„…mit den Pferden kann ich in eine Beziehung gehen…“
„…ich kann Verantwortung übernehmen…“
„…mein Selbstbewusstsein wird gestärkt…“
„…ich kann lernen mich Durchzusetzen…“
„… Pferde können einen trösten…“
„…fordert Kopf und Körper…“
„…weil ich den richtigen Umgang mit dem Pferd lernen möchte…“
„… das Striegeln und Pflegen macht mir Spaß…“
„…mit dem Pferd eine Einheit werden…“
„… eigenständig reiten lernen…“
„…weil Pferde immer ehrlich sind…“
„…die Reittherapie ist das Highlight meiner Woche, weil es so viel Freude macht!…“

Unsere Pferde bieten auch einen arbeitstherapeutischen Bereich in der Mohmühle!

Im Rahmen der Pferdegruppe werden unsere Pferde täglich mit Futter und Wasser versorgt. Zudem werden gemeinsam die Weiden und der Stall gepflegt. Die Teilnehmer können ein Pflegepferd bekommen, um das sie sich individuell kümmern können. Nach Bedarf werden auch Materialien wie z.B. Stangen oder Paddock Spielzeug gemeinsam hergestellt.

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Konsequenzen für die Gestaltung der Einrichtungen, Teil 2 Bewältigung krankheitsauslösender Konflikte

(Auszug aus der Konzeption „Einrichtungen für psychisch Genesende“, 2004)

Die psychotische Krise kann den Außenstehenden durch eine Vielzahl von schillernden und obskuren Symptomen beeindrucken. Die Reaktion der „Normalen“ darauf ist oft Abwehr und Abwertung, der eine Distanzierung folgt. Gleichzeitig können psychotische Krisen auch beim Gegenüber Ängste auslösen.

Untersucht man die auslösenden Situationen von psychotischen Krisen, so fällt auf, dass viele Situationen als innere Ambivalenz- und Loyalitäts- konflikte beschrieben werden können: der Betroffene ist zwischen zwei gleich starken Motiven oder Bindungen hin und her gerissen und findet für sich keine Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen. Aufgrund der oben beschriebenen Störung der Informationsverarbeitung erlebt sich der Betroffene als nicht mehr handlungsfähig.

Die psychotische Reaktion stellt dann einen Versuch dar, das auszudrücken: es allen Seiten recht zu machen mit der gleichzeitigen, indirekten Mitteilung: ich bin nicht mehr handlungsfähig und kann nicht verantwortlich gemacht werden.

Die Arbeit an und mit der psychotischen Krise birgt die Chance, Information über die spezifische Verletzlichkeit der Klient:innen zu erhalten. Durch eine Lösung der Konflikte kann den Klient:innen etwas von der Kontrolle über die Situation und über ihr Verhalten zurück gegeben werden. Sie können sich selbst wieder als verantwortlich erleben.

Die Bearbeitung der Krise erfolgt auf einer emotionalen, einer kognitiven und einer handlungsbezogenen Ebene.

Emotionale Ebene

Voraussetzung für die Arbeit mit Klient:innen in der psychotischen Krise ist auf Seiten der Mitarbeiter die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich mit der massiven Angst auseinanderzusetzen, die die psychotische Krise begleitet. Von den Betroffenen wird zunächst meist nur ein unspezifischer Spannungszustand signalisiert und Erklärungsmuster angeboten, die ein gelockertes Verhältnis zur Realität erkennen lassen. Gelingt es, die dahinter liegende Angst wahrzunehmen und als berechtigt und angemessen zu bewerten, kann das eingeschliffene Muster der Angstvermeidung durchbrochen werden. Schon die Benennung des Angstgefühls löst oft einen Teil der inneren Anspannung und die Klient:innen können mitwirken bei der Suche nach den angst- und krisenauslösenden Faktoren.

Kognitive Ebene

Bei der Beschreibung der aktuellen Situation wird in der Regel die psychische Belastung leicht verständlich. Die Benennung der widerstreitenden Motive und Impulse und der damit verwobenen Gefühle verhilft zu einer ersten kognitiven Ordnung und Strukturierung. In der Folge können Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten herausgearbeitet werden, so dass eine rational abgesicherte Entscheidung vorbereitet werden kann. Manchmal wird es erforderlich, den lebensgeschichtlichen Zusammenhang des Konfliktes zu thematisieren, um zu einer Lösung zu kommen.

Handlungsbezogene Ebene

Durch das Verstehen des Konflikte s ist jedoch erst der erste Schritt in Richtung einer Konfliktlösung getan. Hilfreich ist es, gemeinsam mit den Klient:innen eine Handlungsmöglichkeit zu suchen, die eine Klärung voran treibt oder konkretisiert. Oft sind das Gesprächsvereinbarungen mit den am Konflikt beteiligten Personen.

Die Vorstellung, sich einem solchen Gespräch zu stellen, löst oft noch einmal starke Ängste aus und wird deshalb möglichst vermieden. Die Klient:innen brauchen viel Unterstützung, um diese Angst zu überwinden.

Das konkrete Gespräch ermöglicht es, die eigenen angstmachenden Annahmen zu überprüfen. Die Erfahrung, sich einer Angst machenden Situation zu stellen, stärkt das Selbstbewusstsein. Der Klient erlebt, dass er die Verantwortung für sich übernehmen kann.

Nächste Woche geht es weiter mit Teil 3.

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Konsequenzen für die Gestaltung der Einrichtungen, Teil 1 Basisstörungen

(Auszug aus der Konzeption „Einrichtungen für psychisch Genesende“, 2004)

Aus dem dargelegten Psychoseverständnis lassen sich nun Prinzipien für ein hilfreiches therapeutisches Setting ableiten:

Wir haben unsere Behandlung auf die verschiedenen Erfordernisse der drei verschiedenen Phasen abgestimmt:

  • Behandlung der Basisstörungen
  • Bewältigung der krankheitsauslösenden Konflikte
  • Minderung der Residualsymptome

Behandlung der Basisstörungen


Die Reizüberflutung ist ein wesentlicher Grund für das Auftreten der Basisstörungen. Wir wirken der Reizüberflutung entgegen durch die Realisierung von Reizschutz.

Wir ermöglichen Reizschutz durch:

  • Die Bereitstellung von Rückzugsmöglichkeiten
  • Die Begrenzung der Anforderungen
  • Die Reduzierung der Reize bei Beschäftigungen und Therapien
  • Die Begrenzung von neuen Informationen
  • Eine möglichst weitgehende klare Ordnung und Strukturierung der gegenständlichen Umwelt unserer Einrichtung

Wir reduzieren die Komplexität von Anforderungen und strukturieren die Zeit durch feste Rhythmen:

  • Strukturierung des Tages z. B durch unterstützende Verstärker
  • feste Wochenpläne, die möglichst jeden Tag zur gleichen Zeit die gleiche Tätigkeit festlegen
  • Basistätigkeiten, die Überwindung erfordern wir z. B. Sport oder sauber machen, werden mit festen Terminplatz im Wochenplan verankert

Wir stellen klare Strukturen bereit, die komplexe Prozesse untergliedern und:

  • Durch ein Bezugsbetreuersystem und klare Aufgabenverteilungen im Team sind Ansprechpartner:innen für verschiedene Anliegen leicht zu identifizieren.
  • Es bestehen eindeutige Regeln, die bestehende Grenzen identifizierbar und transparent machen, z. B. die Entlohnung und der Urlaub innerhalb der Arbeitstherapien.
  • Es bestehen feste Regeln und Rituale für die Bewältigung von Konflikten und für eine anschließende Wiedergutmachung.

Wir achten auf Kontinuität:

  • Veränderungen von Strukturen und räumlichen Ordnungen werden so dosiert, dass bei aller Veränderung der überwiegende Teil des Lebens als konstant erlebt werden kann.
  • Die Kontinuität innerhalb von Beziehungen wird realisiert, indem Bezugspersonen verlässlich sind in ihrer Verfügbarkeit und in der Art der Beziehungen.
  • Der Beginn oder das Ende von Beziehungen oder Prozessen werden zum Thema gemacht und bewusst gestaltet.

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Praktikumsplatz | Interaktionen | Rückzug und Vermeidung | Haus Mohmühle | Ergotherapie | Heilerziehungspflege | Psychiatrisches Wohnheim | Heiminterne Tagesstruktur | Wiedereingliederung

Auswirkungen der drei Phasen auf die Interaktionsstrukturen

(Auszug aus der Konzeption „Einrichtungen für psychisch Genesende“, 2004)

In allen drei Phasen ist die Fähigkeit der Klient:innen vermindert, an sozialen Interaktionen teilzunehmen. Seine Schwierigkeiten, sich zu orientieren, verstärken sich in sozialen Situationen. Das hängt vor allem mit der zentralen Bedeutung von Gefühlen bei der Gestaltung von Interaktionen ab: Der Kontakt zu anderen Menschen erfordert in der Regel, die Gefühle anderer zutreffend wahrnehmen zu können. Die genaue Identifizierung von Gefühlen ist jedoch noch schwieriger als die Wahrnehmung von Gegenständen. So sind für den psychotisch Erkrankten Interaktionen besonders verwirrend; und er neigt dazu, sich zu entlasten, indem er Kontakte zu anderen einschränkt.

Kommen dann noch wiederholte Erfahrungen einer psychotischen Krise hinzu, wählt der Erkrankte verstärkt den Rückzug und Vermeidung sozialer Kontakte und Konflikte als Mittel der Reizreduzierung.

Umgekehrt wirkt psychotisches Verhalten auf Interaktionspartner oft distanzierend.

  • Psychotisch produktive Symptome wie z. B. Stimmenhören lösen oft Angst bei Außenstehenden aus. Da Angst aber selten gezeigt werden kann, prägen Abwehr und Abwertung das sichtbare Verhalten.
  • Auch die Spannungszustände von Klient:innen, die manchmal zu fremd- oder selbstaggressiven Durchbrüchen führen, bewirken Ablehnung. Zwischen Ärger und Hilflosigkeit sind dann die Reaktionen anzusiedeln.
  • Die Tendenzen des Psychosekranken, sich zurückzuziehen, rufen in Außenstehenden oft Gefühle der Resignation hervor. Führt die Rückzugstendenz zur Verwahrlosung, könne die Reaktionen der Umgebung bis zu Ekel und Abscheu reichen.

Andererseits bewirken Rückzug und Vermeidung der Klient:innen bei Außenstehenden auch manchmal das Gegenteil – sie fordern Hilfe und Engagement im Übermaß heraus. Die Klient:innen drohen dann u. U. durch zu viel Unterstützung entmündigt und letztlich abgewertet zu werden.

Die psychotische Problemlösung kann also polarisieren zwischen zu viel Distanz und zu viel Unterstützung.

Auch professionell Betreuende sind von diesen Auswirkungen betroffen. Dem tragen wir Rechnung in der Reflexion und Bestimmung unserer Berufsrolle.

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3. Phase – Langzeitentwicklung der psychotischen Krise

Die weitere Entwicklung ist individuell sehr unterschiedlich: Bei 10% – 20% bleibt es bei einer einmaligen psychotischen Krise, die keine weiteren Folgen hat. Bei der Mehrzahl der Erkrankten wiederholen sich zwar die akuten Krisen, aber bei einem Viertel der Erkrankten heilt die Psychose nach einiger Zeit aus.

Bei anderen bleiben die extremen Erfahrungen von Kontrollverlust und massiver Angst weiter persönlichkeitsbestimmend: Der Rückzug von sozialen Kontakten, die Vermeidung von allem, was seelische Belastung ausmachen könnte, kennzeichnen das Verhalten. Mut- und Hoffnungslosigkeit scheinen den Antrieb zu bestimmen. Zu einem Teil scheint diese selbstgewählte Isolation dem Ziel zu dienen, einer neuen psychotischen Krise vorzubeugen. Zu einem anderen Teil schien es das Ergebnis erlernter Hilflosigkeit zu sein.

Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass mit dem Alleinsein ein hohes Risiko verbunden ist, erneut akut zu erkranken. Damit besteht die Gefahr eines Teufelskreises: Was als Schutz vor Überforderung dienen soll, löst u. U. die nächste Erkrankung aus. In welchem Ausmaß sich diese sogenannten Residualzustände zeigen, hängt wahrscheinlich vor allem von psychosozialen Bedingungsfaktoren ab. Es gibt Hinweise darauf, dass angemessene positive Zukunftserwartungen von Bezugspersonen einen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung haben. D. h. schizophren Erkrankte brauchen in besonderem Maße Menschen, die ihnen zutrauen, sich weiterzuentwickeln und neue Erfahrungen zu machen.

Unterstützen Bezugspersonen die Erkrankten in der Tendenz, sich zurückzuziehen, bestätigen sie damit ein resignatives Selbstbild. Überfordern sie sie durch unrealistische Aufgaben, tragen sie bei zu Erfahrungen von Unvermögen und Kontrollverlust.

Ein optimales Anforderungsniveau dagegen vermeidet sowohl Überforderung als auch Unterforderung.

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Psychose | Haus Mohmühle | Angebote | Ergotherapie | Heilerziehungspflege | Psychiatrisches Wohnheim | Heiminterne Tagesstruktur | Wiedereingliederung

2. Phase – Ausbruch der Psychose

Treten plötzliche oder länger dauernde Belastungen auf, die als Stress empfunden werden, kann es zum Ausbruch der akuten Psychose kommen. Diese Belastungen sind für die Klient:innen verbunden mit einer Fülle von zusätzlichen Informationen, die nicht in das bestehende System zu integrieren sind.

In einer solchen Situation geht die Fähigkeit zur geordneten Organisation der Wahrnehmung durch eine Überforderung so weit verloren, dass ein genereller Zusammenbruch der Orientierung droht. Es ist leicht vorstellbar, dass dieses Erleben zu massiver Angst bis hin zur Panik führt.

Um die Orientierung wiederherzustellen, wird dann oft versucht, quasi eine neue Ordnung der Wahrnehmung einzuführen. Neue Zusammenhänge zwischen Beobachtungen und Ereignissen werden konstruiert, neue Erklärungen für sonst Unerklärliches werden geschaffen.

Dem Außenstehenden erscheinen diese Neukonstruktionen als wahnhaftes Erleben, Stimmenhören und optische Halluzinationen.

Den Betroffenen versetzt es jedoch wieder in die Lage, sich in seiner Welt strukturierend zu orientieren. Das unerträgliche Chaos verwandelt er in eine neue Ordnung. Er wird wieder zum „Herrn seiner selbst“: er hat die Kontrolle wiedererlangt.

Umgehend reduziert sich die Angst. Und die Reduzierung der Angst vermittelt dem Betroffenen den Eindruck, das Problem gelöst zu haben.

Die Problemlösung erscheint jedoch nur innerhalb des eigenen Bezugsrahmens als sinnvoll; in der Begegnung mit anderen schafft diese Problemlösung Unverständnis. Das Unverständnis verführt leicht dazu, den Betroffenen nicht ernst zu nehmen und sein Handeln für sinnlos und „verrückt“ zu halten. Wen man für verrückt hält, spricht man dann auch leicht die Verantwortlichkeit ab.

Um die massive Angst weiterhin zu vermeiden, wird die Neukonstruktion der Realität entschieden verteidigt. Die einmal gewonnene Problemlösung wird damit resistent gegen alternative Lösungen.

Auslöser der akuten Psychose sind oft zwischenmenschliche Konflikte und Situationen, die mit starken Emotionen verbunden sind. Dazu gehören z.B. Prüfungen, Umzug, Heirat, Geburt Verlust des Arbeitsplatzes oder Tod. Der in Untersuchungen jedoch am häufigsten genannte Stressor ist das Alleinsein.

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