Konsequenzen für die Gestaltung der Einrichtungen, Teil 2 Bewältigung krankheitsauslösender Konflikte

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(Auszug aus der Konzeption „Einrichtungen für psychisch Genesende“, 2004)

Die psychotische Krise kann den Außenstehenden durch eine Vielzahl von schillernden und obskuren Symptomen beeindrucken. Die Reaktion der „Normalen“ darauf ist oft Abwehr und Abwertung, der eine Distanzierung folgt. Gleichzeitig können psychotische Krisen auch beim Gegenüber Ängste auslösen.

Untersucht man die auslösenden Situationen von psychotischen Krisen, so fällt auf, dass viele Situationen als innere Ambivalenz- und Loyalitäts- konflikte beschrieben werden können: der Betroffene ist zwischen zwei gleich starken Motiven oder Bindungen hin und her gerissen und findet für sich keine Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen. Aufgrund der oben beschriebenen Störung der Informationsverarbeitung erlebt sich der Betroffene als nicht mehr handlungsfähig.

Die psychotische Reaktion stellt dann einen Versuch dar, das auszudrücken: es allen Seiten recht zu machen mit der gleichzeitigen, indirekten Mitteilung: ich bin nicht mehr handlungsfähig und kann nicht verantwortlich gemacht werden.

Die Arbeit an und mit der psychotischen Krise birgt die Chance, Information über die spezifische Verletzlichkeit der Klient:innen zu erhalten. Durch eine Lösung der Konflikte kann den Klient:innen etwas von der Kontrolle über die Situation und über ihr Verhalten zurück gegeben werden. Sie können sich selbst wieder als verantwortlich erleben.

Die Bearbeitung der Krise erfolgt auf einer emotionalen, einer kognitiven und einer handlungsbezogenen Ebene.

Emotionale Ebene

Voraussetzung für die Arbeit mit Klient:innen in der psychotischen Krise ist auf Seiten der Mitarbeiter die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich mit der massiven Angst auseinanderzusetzen, die die psychotische Krise begleitet. Von den Betroffenen wird zunächst meist nur ein unspezifischer Spannungszustand signalisiert und Erklärungsmuster angeboten, die ein gelockertes Verhältnis zur Realität erkennen lassen. Gelingt es, die dahinter liegende Angst wahrzunehmen und als berechtigt und angemessen zu bewerten, kann das eingeschliffene Muster der Angstvermeidung durchbrochen werden. Schon die Benennung des Angstgefühls löst oft einen Teil der inneren Anspannung und die Klient:innen können mitwirken bei der Suche nach den angst- und krisenauslösenden Faktoren.

Kognitive Ebene

Bei der Beschreibung der aktuellen Situation wird in der Regel die psychische Belastung leicht verständlich. Die Benennung der widerstreitenden Motive und Impulse und der damit verwobenen Gefühle verhilft zu einer ersten kognitiven Ordnung und Strukturierung. In der Folge können Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten herausgearbeitet werden, so dass eine rational abgesicherte Entscheidung vorbereitet werden kann. Manchmal wird es erforderlich, den lebensgeschichtlichen Zusammenhang des Konfliktes zu thematisieren, um zu einer Lösung zu kommen.

Handlungsbezogene Ebene

Durch das Verstehen des Konflikte s ist jedoch erst der erste Schritt in Richtung einer Konfliktlösung getan. Hilfreich ist es, gemeinsam mit den Klient:innen eine Handlungsmöglichkeit zu suchen, die eine Klärung voran treibt oder konkretisiert. Oft sind das Gesprächsvereinbarungen mit den am Konflikt beteiligten Personen.

Die Vorstellung, sich einem solchen Gespräch zu stellen, löst oft noch einmal starke Ängste aus und wird deshalb möglichst vermieden. Die Klient:innen brauchen viel Unterstützung, um diese Angst zu überwinden.

Das konkrete Gespräch ermöglicht es, die eigenen angstmachenden Annahmen zu überprüfen. Die Erfahrung, sich einer Angst machenden Situation zu stellen, stärkt das Selbstbewusstsein. Der Klient erlebt, dass er die Verantwortung für sich übernehmen kann.

Nächste Woche geht es weiter mit Teil 3.

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